Wie ist eine chronische Nierenerkrankung der Katze zu behandeln ?
Wenn eine spezifische Ursache für die Nierenerkrankung im Rahmen der diagnostischen Untersuchungen identifiziert werden konnte (z.B. eine bakterielle Infektion), dann kann es bei korrekter Therapie eventuell möglich sein, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.
In den meisten Fällen jedoch kann die Behandlung nur symptomatisch und unterstützend sein.
Einige Katzen benötigen zu Beginn der Therapie für einige Tage eine intravenöse Infusionstherapie, um eine Austrockung des Körpers zu korrigieren sowie eventuell vorhandene Verschiebungen im Mineralstoff- und Elektrolythaushalt zu regulieren. Ist der Körper hinsichtlich dieser Punkte erst einmal wieder stabilisiert, dienen die weiteren Behandlungen hauptsächlich dazu, die Funktion der Nieren zu unterstützen und die Folgeerscheinungen der Nierenerkrankung zu minimieren.
Trotz maximaler Therapie, können die Veränderungen der Nierenerkrankung nicht rückgängig gemacht werden und meist schreitet die Krankheit über die Zeit fort.
Fütterung und Management der chronischen Nierenerkrankung
Das Fütterungsmanagement der nierenkranken Katze ist oft kritisch. Es gibt 3 Hauptaspekte , die beachtet werden müssen:
1) Wasseraufnahme
Katzen mit einer CNE zeigen sehr viel häufiger Austrocknungen des Körpers, verursacht durch den Verlust der Fähigkeit das Wasser aus dem produzierten Harn in der Niere wieder zurück zu resorbieren. Daher ist die Aufrechterhaltung der Wasseraufnahme für diese Patienten sehr wichtig und es kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Da Katzen im Allgemeinen ihre Wasseraufnahme hauptsächlich über ihr Futter erhalten, ist es sinnvoll, diese Patienten überwiegend mit Feuchtfutter (Dose / Schale) zu füttern statt mit Trockenfutter.
2) Eiweißgehalt der Nahrung
Die ideale Nahrung für eine Katze mit einer Nierenerkrankung soll einen verringerten Eiweißgehalt haben. Viele der Stoffwechselprodukte, welche im Rahmen der Erkrankung nicht mehr durch die Niere entgiftet werden können, entstehen im Körper durch die Verdauung / Abbau von Eiweißen aus der Nahrung. Daher hilft eine eiweißärmere Diät die Ansammlung von körpereigenen Giftstoffen zu verringern und dies hilft, die Lebensqualität der Katze zu verbessern. Die Eiweißreduktion in der Nahrung muss dem körperlichen Bedarf angepasst sein, denn bei einem zu großen Mangel an Eiweissen in der Nahrung (wie z.b. einer vegetarische Ernährung) kann es extrem schädlich für den Körper sein.
3) geringer Phosphorgehalt der Nahrung
Die Reduktion des Phosphorgehaltes der Nahrung erscheint von größter Relevanz für die Nieren, um eine weitere Schädigung der Nieren zu verhindern. Während die Verringerung des Eiweißgehaltes zu einer Aufrechterhaltung der Lebensqualität führt, führt die Phosphorreduktion zu einer in Studien belegten Verlängerung der Lebenszeit. Wenn der Phosphorgehalt im Blut trotz phosphorarmen Futters erhöht ist, dann wird es notwendig sein die Aufnahme des Phosphors im Darm noch weiter zu minimieren. Dies erreicht man durch den zusätzlichen Einsatz von sogenannten Phosphorbindern als Futterzusatz.
Weitere diätetische Massnahmen
Darüber hinaus spielen noch andere Aspekte der Ernährung eine entscheidende Rolle in der Behandlung eines CNE-Patienten. Der Zusatz von Antioxidantien hilft die Nierenzellen vor weiteren Schädigungen zu schützen. Essentielle Fettsäuren helfen den Blutfluss in der Niere zu erhalten und Entzündungen zu reduzieren. Der Zusatz von Kalium hilft einem Kaliummangel vorzubeugen. Bikarbonat oder Ähnliches hilft einer Übersäuerung des Blutes entgegen zu wirken.
All diese einzelnen Aspekte helfen der nierenkranken Katze, sich so lange wie möglich gesund zu fühlen.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen, aber wichtige Punkte, die man bei einer Katze mit chronischer Nierenerkrankung beachten muss, ist es am sinnvollsten eine speziell für diese Patienten zusammengesetzte Diät zu füttern. Eine Auswahl dieser von höchster Qualität und nach den besten wissenschaftlichen Grundsätzen zusammengesetzten Futtermitteln, erhalten sie nach Diagnosestellung und Beratung in ihrer Tierarztpraxis.
Diese speziellen Futtermittel spielen eine entscheidende Rolle in der Behandlung der Nierenerkrankung !
Hilfreiche Tipps für den Futterwechsel
Welcher Katzenbesitzer kennt es nicht: unsere kleinen Katzenpatienten entwickeln im Laufe ihres Lebens oft eine sehr strikte Vorliebe für bestimmte Futtersorten. Leider sind eiweissreduzierte Futter weniger schmackhaft als das normale Futter. D.h., dass ein Wechsel des Futters auf eine Nierendiät oft schwierig ist.
Mögliche Tipps können sein:
- Ein Wechsel des Futters sollte im immer in kleinen Schritten erfolgen ! Der Wechsel sollte mindestens über mehrere Tage, wenn nicht sogar über mehrere Wochen erfolgen.
- Starten Sie mit dem Beimischen einer kleinen Menge des neuen Futters unter das altbekannte schmackhafte Futter. Stellen Sie sicher, dass es gut vermischt ist.
- Erhöhen Sie die Menge des neuen Futters nur, wenn die Katze die Mahlzeit im ersten Mischungsverhältnis gut und gerne frisst. Jede Erhöhung des Mischungsverhältnisses sollte langsam erfolgen.
- Das Anwärmen des Futters auf ca. 30 ° kann helfen, die Schmackhaftigkeit des Futters zu erhöhen.
- Wenn notwendig, sprechen Sie bitte ihren Tierarzt an, ob für den Übergang Medikamente zur Appetitsteigerung unterstützend eingesetzt werden sollen.
In den meisten Fällen ist es möglich, die Katzen mit ausreichender Unterstützung und Zeit an die neue Diät zu gewöhnen. Da der Futterwechsel ein so wichtiger Punkt in der Behandlung der nierenkranken Katze ist, lohnt es sich die Zeit zu investieren.
Wenn sich die Katze aber absolut weigert, das neue Futter zu fressen, dann füttern Sie bitte zunächst das alte Futter und kontaktieren Sie ihren Tierarzt, um sich weitere Instruktionen zu holen.
Unterstützende Massnahmen zur Behandlung der meist vorhandenen Austrocknung
Das Füttern eines Feuchtfutters statt eines Trockenfutters ist wichtig , um die tägliche Wasseraufnahme der nierenkranken Katze zu erhöhen. Denn ein Feuchtfutter besteht generell auch ca. 70-80 % Wasser. Ein Trockenfutter enthält dagegen nur ca. 10 % Wasser.
Selbst wenn die gesamte Futterration als Feuchtfutter aufgenommen wird, reicht es oft nicht aus, um den Wasserverlust über die erkrankten Nieren auszugleichen. In diesen Fällen ist es notwendig, noch weitere Massnahmen zur Erhöhung der Wasseraufnahme zu treffen:
- Stellen Sie sicher, dass immer ausreichend frisches Trinkwasser zur Verfügung steht. Stellen Sie mehrere Wassernäpfe auf. Am besten aus verschiedenen Materialen (z.B. aus Porzellan, Plastik, Glas usw.)
- In der freien Natur würden Katzen nicht an der selben Stelle trinken an denen sie auch Fressen. Daher ist es sinnvoll, die Wassernäpfe an verschiedene Stellen in der Wohnung zu positionieren und sie nicht direkt neben dem Fressplatz zu stellen.
- Manche Katzen bevorzugen das Trinken aus fliessenden Wasserquellen. Dann versuchen Sie mal einen Trinkbrunnen.
- Oder probieren Sie mal, das Wasser zu aromatisieren. Z.B. kann man das Trinkwasser mit einer selbsthergestellten Geflügelbrühe /-suppe geschmacklich aufwerten oder etwas Flüssigkeit aus den Thunfisch-Dosen (den wir für uns z.B. für den Salat nutzen) benutzen.
- Man kann auch zum Futter noch Wasser hinzu geben. Und zwar soviel, wie die Katze toleriert und das Futter dann noch frisst.
- Ebenfalls kann man die Katze in regelmäßigen Abständen für eine stationäre intravenöse Infusion in die Tierarztpraxis bringen
- Oder Sie selbst können ca. 2 mal wöchentlich zuhause eine Flüssigkeitsgabe unter die Haut der Katze geben. Bitte sprechen Sie dafür ihren Tierarzt an, dieser wird Sie darin unterweisen.
Der Einsatz von Phosphatbindern
Wie schon vorher erwähnt, gibt es Katzen, die trotz Phosphorreduktion im Futter, erhöhte Phosphorwerte im Blut zeigen. Bei solchen Tieren sollte man einen sogenannten Phosphorbinder zusätzlich zum Futter geben, um den Phosphor aus der Nahrung zu binden und eine Aufnahme ins Blut zu verhindern. Die Kontrolle des Blutphosphors ist so wichtig, da erhöhte Werte die Nierenerkrankung schnell fortschreiten lassen.
Der Zusatz von Kalium
Einige Katzen mit CNE entwickeln einen Kaliummangel. Dies führt zu einer allgemeinen Muskelschwäche, es kann zur Appetitlosigkeit beitragen und es kann die Nierenerkrankung verschlimmern. Wenn man einen Kaliummangel im Blut des Patienten feststellt, dann ist ein Kaliumzusatz zur Nahrung wichtig.
Die Kontrolle des Blutdruckes
Katzen mit einer chronischen Nierenerkrankung entwickeln häufig einen Bluthochdruck. Der erhöhte Blutdruck kann zur Schädigung von Organen führen. So kann es zu einer Erblindung des Patienten aufgrund von Blutungen im Auge kommen, oder die schon kranken Nieren werden noch weiter durch den erhöhten Blutdruck geschädigt. Deshalb sollte der Blutdruck optimalerweise bei allen Katzen mit einer CNE regelmäßig kontrolliert werden und sollte man einen Bluthochdruck diagnostizieren, muss dieser dann auch fachgerecht therapiert werden. Zur Therapie werden sogenannte „Vasodilatatoren“ genutzt. Das häufigste Medikament im Einsatz ist Amlodipin. Aber auch andere Substanzen kommen zum Einsatz.
Die Behandlung einer Blutarmut (Anämie)
Im Stadium der fortgeschrittenen Nierenerkrankung kommt es häufig zur Entwicklung einer Blutarmut. Die Ursache dafür ist die verringerte Produktion eines Hormons namens Erythropoetin ( kurz EPO). Dieses Hormon stimuliert das Knochenmark immer wieder neue rote Blutzellen zu produzieren. Die Blutarmut kann aber durch einen Blutverlust in den Magen-Darm-Trakt zustande kommen, da die Nierenpatienten u.a. auch blutende Geschwüre im Magen oder Darm entwickeln können. Eine stark ausgeprägte Blutarmut kann zur Müdigkeit, Schwäche und schlechter Lebensqualität führen. Je nach Ursache der Blutarmut kann man dieser mit verschiedenen Therapieoptionen begegnen. Eisenergänzungen, Behandlungen von Magen-Darm-Geschwüren oder sogar der Ersatz des Hormons Erythropoetin sind mögliche Optionen.
Die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind typische Symptome einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung und können zur Appetitlosigkeit und verringerter Lebensqualität führen. Verschiedene Medikamente können hier zum Einsatz kommen, um diese Symptome zu verbessern.
Der Einsatz von ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB)
Die Blockierung eines Hormons mit dem Namen Angiotensin bringt einen großen Vorteil in der Therapie der Nierenerkrankung. Dies kann erreicht werden durch den Einsatz eines sogenannten ACE-Hemmers (Angiotensin converting enzyme Blocker wie z.B. Ramipril oder Benazepril) oder durch einen Angiotensin-Rezeptor-Blocker mit dem Namen Telmisartan (Semintra).
Diese Medikamente erweitern die Blutgefäße und helfen somit, die Nieren besser zu durchbluten. Weiterhin können sie auch den Blutdruck zu einem geringen Prozentsatz senken und sie verringern einen möglichen Eiweißverlust durch Nieren. Ein erhöhter Verlust von Eiweissen durch die Nieren, ist ein bekannter Faktor für einen schnelleren Verlauf der Erkrankung. Daher ist es so wichtig, den Eiweissverlust zu verringern, wodurch die durchschnittliche Lebenslänge der Patienten deutlich erhöht wird.
Die Möglichkeit einer Nierentransplantation
In manchen Ländern (z.B. USA) gibt es in einigen wenigen spezialisierten Kliniken die Möglichkeit eine Nierentransplantation durchführen zu lassen. Obwohl dies ein erfolgversprechender Ansatz sein kann, bringt es viele ethische Fragen mit sich. Z.B. woher und von wem kommt die Spender-Niere?
Dazu kommt, dass die Operation nicht immer erfolgreich ist (OP-Komplikationen, Abstossungsreaktionen) und Katzen mit einer neuen Niere müssen nicht zwingend länger leben als nierenkranke Katzen mit einer optimalen unterstützenden Therapie.
Wie ist die Prognose für eine nierenkranke Katze?
Wenn die Schädigung der Niere erst einmal so groß ist, dass man im Blut erhöhte Nierenwerte findet , dann ist das Limit der normalen Kompensationsmechanismen schon überschritten und eine fortschreitende Nierenschädigung liegt vor. Dieses Fortschreiten der Erkrankung kann leider am Ende auch zu einer notwendigen Erlösung des Patienten führen.
Der Umstand des Fortschreitens ist jedoch sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig. Jedoch kann die richtige medizinische Unterstützung die Lebensqualität ihrer Katze erheblich verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Bitte wenden Sie sich zur optimalen Behandlung und Versorgung Ihrer Katze an einen qualifizierten Tierarzt in Ihrer Nähe