Vergiftung mit Frostschutzmitteln

Vergiftung mit Frostschutzmitteln

Die große Gefahr in der kalten Jahreszeit

Während der Winterzeit schützen wir unsere Motoren und Maschinen vor dem Einfrieren durch den Einsatz von Frostschutzmitteln. Auch in Enteisern und Scheibenwischwasser setzen wir Frostschutzmittel ein. Der Hauptinhaltsstoff, das sog. Ethylenglykol ist allerdings giftig für Mensch und Tier! Jedes Jahr sterben etliche Katzen durch Vergiftungen mit diesem Stoff.

Der einzige Weg eine Ethylenglykolvergiftung zu überleben, ist eine sofortige Behandlung.

Wie kommt es zu Vergiftungen mit Ethylenglykol?

Hunde und Kinder mögen den süßen Geschmack dieses Stoffes. Obwohl Katzen den Geschmack „süß“ nicht in gleicher Weise schmecken, scheint es für die Katzen trotzdem attraktiv zu sein. Katzen brauchen nur einen Teelöffel oder weniger von dem Frostschutzmittel aufzunehmen, um schwer krank zu werden oder sogar zu sterben.

Ein neugieriges Lecken an der Flasche oder an einer verschüttenden Pfütze kann schon ausreichen, um große Probleme bei einer Katze zu verursachen.

Frostschutzmittel findet man in Garagen, wo es z.B. falsch gelagert wurde oder beim Einfüllen verschüttet wurde. Oder es wird in einer Ablaufwanne stehen gelassen, nachdem es aus dem Kühler abgelassen wurde.

Das Kätzchen könnte durch die Flüssigkeiten laufen und beim Putzen des Felles oder der Pfoten den Giftstoff aufnehmen.

Ethyenglykol wird aber genauso im Garten verwendt, um das Gefrieren von Wasser zu verhindern und unglücklicherweise kann dies dann von einer durstigen Katze getrunken werden.

Bedauerlicherweise wurde auch von böswilligen Vergiftungen berichtet, wo einzelne Personen bewußt Katzen vergiftet haben. In vielen Ländern ist jedoch die absichtliche Vergiftung von Haustieren eine kriminelle Handlung.

Wie schädigt Ethylenglykol Ihre Katze?

Ethylenglykol wird in der Leber abgebaut und diese Abbauprodukte schädigen die Nieren dann schwerwiegend.

Welche Vergiftungsanzeichen zeigt die Katze?

In der ersten halben Stunde nach Aufnahme des Ehtylenglykoles zeigt die Katze noch keine erkennbaren Vergiftungsanzeichen.

Dann fängt die Katze an, krank zu wirken. Sie zeigt einen schwankenden Gang (wirkt wie betrunken), allgemeine Schwäche und ist müde. Wenn die Nierenschädigung einsetzt, trinkt die Katze vermehrt, uriniert mehr und erscheint immer kränker bis hin zum Kollaps.

Blut- und Urinproben beim Tierarzt zeigen dann Hinweise für eine Ethylenglykolvergiftung. Dazu gehören erhöhte Nierenwerte und bestimmte Kristalle im Harn.

Wie behandelt man eine Ethylenglykolvergiftung?

Wenn eine Katze innerhalb einer Stunde nach Aufnahme von Frostschutzmitteln beim Tierarzt vorgestellt wird, dann wird man diese Katze erbrechen lassen, um die weitere Aufnahme des Giftstoffes über den Magen-Darm-Traktes zu stoppen. Unglücklicherweise werden die Katzen nur selten dabei beobachtet wie sie Frostschutzmittel aufnehmen und werden deshalb oft erst zum Tierarzt gebracht, wenn sich erste Krankheitsanzeichen zeigen. Wenn die Katze in den ersten 3 – 4 Stunden nach Giftaufnahme beim Tierarzt ist, dann kann dieser eine Therapie mit einem Gegenmittel (Antidot) einleiten.

Das meist genutzte Gegenmittel ist Ethanol (Alkohol), oft in Form von Vodka verwendet.

Dies hört sich zwar ungewöhnlich an, aber es stoppt den Abbau des Ethylenglykols in die weitaus schädlicheren Abbauprodukte, welche ja dann die Niere schädigen.

Diese Therapie funktioniert natürlich nicht mehr, wenn die Niere der Katze schon geschädigt wurde durch den Giftstoff.

Daher ist es extrem wichtig, sofort zum Tierarzt zu gehen, auch wenn Sie nur den Verdacht haben, ihre Katze könnte Frostschutzmittel aufgenommen haben.

Wie kann ich eine Vergiftung meiner Katze mit Ethylenglykol verhindern?

Wenn Sie irgendwelche Produkte im Haus haben, welche Ethylenglykol enthalten, stellen Sie bitte sicher, dass sie gut verstaut sind und außerhalb der Reichweite von Kinder und Tiere.

Bitte benutzen Sie Scheibenwischwasser und Enteiser, welche kein Ethylenglykol enthalten.

Wenn Sie die Kühlflüssigkeit Ihres Wagens wechseln oder auffüllen und Tropfen davon auf den Boden gelangen, dann wischen Sie sie bitte komplett auf und spülen Sie die Fläche gründlich mit Wasser.

Bitte merken Sie sich: schon kleinste Mengen an den Pfoten sind ausreichend, um die Katze zu schädigen.

Wenn Sie denken, dass Ihre Katze Kontakt mit Ethylenglykol hatte (am Fell, an den Pfoten oder durch Auflecken), dann kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Tierarzt.

Es ist wichtig, das normale Verhalten und den Gesundheitszustand Ihrer Katze zu kennen, damit Sie schneller Krankheitsanzeichen erkennen können und dann sofort die nächstgelegene Tierarztpraxis aufsuchen zu können.

Wenn z.B. eine normal gesunde Katze vom Freilauf nach Hause kommt und erscheint ruhiger und krank, und Sie glauben Ihre Katze könnte auch Zugang zu Ethylenglykol gehabt haben, dann suchen sie bitte sofort ihren Tierarzt auf.

Gibt es Alternativen zu Ethylenglykol?

Dummerweise wird Ethylenglykol universell als Frostschutzmittel eingesetzt, ungeachtet der Giftwirkung. Es gibt nur wenige Alternativen zu diesem Stoff. In manchen Ländern wird statt Ethylenglykol das Produkt Propylenglykol verwendet. Jedoch ist dieser Zusatz deutlich teurer und auch nicht zu 100 % sicher.

Bittere Zusätze – eine Alternative ?

Es wurde vorgeschlagen, dass alle Frostschutzmittel einen bitteren Zusatz enthalten sollten (z.B. den Wirkstoff Denatonium, Bitrex).

Denatonium ist eine sichere Substanz. Es soll die bitterste Substanz auf dem Markt sein.

Daher könnte man es als Zusatz zu allen potenziell giftigen Produkten beimischen, um diese ungeniessbar zu machen.

Dies hört sich doch wundervoll an, um Katzen und andere Tiere davon abzuhalten, Ethylenglykol aufzunehmen. Jedoch konnte der Zusatz von Bitrex Hunde nicht davon abhalten, ein sonst schmackhaftes Futter aufzunehmen. Und der routinemäßige Zusatz von Bitrex zu Frostschutzmitteln konnte bis jetzt auch nicht die Anzahl der Vergiftungen bei Kindern massgeblich verringern.

Obwohl der Zusatz von Bitrex zu Frostschutzmittel nicht schadet, scheint es nicht den erwarteten Effekt bei Tieren zu haben; nämlich diese vom Lecken und Trinken dieser Flüssigkeiten abzuhalten.

Der beste Ratschlag ist also, wachsam zu sein und den Kontakt mit Ethylenglykol zu vermeiden.

Und wenn doch eine Giftstoffaufnahme stattgefunden hat, dann ist lebenswichtig so schnell als möglich eine Therapie einzuleiten.

Beispiel eines Vergiftungsfalles: Scarlet

Traurigerweise überleben die meisten Katzen, welche sich mit Frostschutzmitteln vergiftet haben, nicht.

Laura Slinger, eine Tierarzthelferin aus England, erzählt uns hier die Geschichte ihrer Katze Scarlet:

„Als Tierarzthelferin sehe ich Vergiftungen mit Frostschutzmitteln leider nur allzu oft bei Katzen. In meinen 14 Jahren Berufserfahrung ist dieses Krankheitsbild leider eins der schlimmsten mit denen ich es je zu tun bekommen habe.

Meine eigene Katze Scarlet, welche ich mit der Hand vom 2. Lebenstag an großgezogen habe, hatte sich damit vergiftet. Im Winter kommt es oft durch Verschütten oder unsachgemäßer Lagerung von Frostschutzmitteln zur unbeabsichtigten Vergiftung von Tieren.

Aber an dem Tag war es 18° C draußen und ich kann nicht verstehen, wie sie in Kontakt mit Frostschutzmitteln gekommen sein kann. Es sei denn, es war eine absichtliche Vergiftung!

Scarlets Geschichte ist die gleiche wie von vielen anderen Katzen, welche wir behandelt haben.

Sie wurde schon 5 Tage vermisst und wurde dann ausgehungert, ausgetrocknet, unterkühlt und im Schock nur wenige Meter von meinem Haus entfernt gefunden. Ich glaube, dass sie nach der Aufnahme des Frostschutzmittels desorientiert war und nicht mehr den Weg nach Hause gefunden hat. Sie speichelte und Ihr Maul war entzündet. Dies kann u.a. ein Anzeichen für die Aufnahme von chemischen Substanzen sein.

Als ich sie sah, befürchtete ich gleich das Schlimmste. Ich konnte nicht glauben, dass dies meiner eigenen Katze passiert.

Ich fuhr mit Scarlet schnell zum nächstgelegenen Tierarzt und mußte 20 Minuten warten bis das Blutergebnis vorlag. Diese Minuten erschienen mir wie Jahre und in der Zeit wickelte ich Scarlet in ein Tuch, um sie zu wärmen und zu schützen.

Die Blutuntersuchung zeigte eine schwere Schädigung der Niere und der Tierarzt fand noch weitere Anhaltspunkte für eine Ethylenglykolvergiftung.

Ich traf die herzzerreissende Entscheidung, Scarlet zu erlösen. Ich wollte nicht, dass meine Katze auch nur noch eine weitere Stunde leiden musste. Dies hatte sie ja schon die letzten 3 bis 5 Tage. Meine Freunde und Kollegen waren alle bei diesem Schritt mit dabei und sie konnten den Schmerz mitfühlen, denn sie wussten wie viel Scarlet mir bedeutete.“

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